2.1 Die Magnetfeldsensoren
Das Herzstück der Schaltung bilden
zwei integrierte Schaltkreise vom Typ KMZ 51 (Philips). Der Sensor enthält
bereits alle Komponenten, die für eine hochempfindliche Magnetfeldmessung
benötigt werden, wie eine magnetoresistive Brücke, eine Kompensationsspule
(in der Schaltung nicht verwendet) und eine Spule zur Ummagnetisierung
der Brücke.
Letztere, im weiteren als Flip-Spule bezeichnet,
erfüllt zwei Aufgaben. Zum einen dient sie dazu, die für die
hohe Empfindlichkeit des Sensors notwendige Vormagnetisierung auch nach
Einwirkung magnetischer Störeinflüsse wiederherzustellen, zum
anderen stellt sie eine Möglichkeit dar, den Offset eines nachgeschalteten
Differenzverstärkers zu eliminieren. Durch die Flip-Spule kann die
Orientierung der Sensorvormagnetisierung und damit auch die Empfindlichkeit
des Sensors umgedreht werden. Das heißt, je nach Vorzeichen der Magnetisierung
liefert der Sensor ein zur Feldstärke positiv proportionales oder
negativ proportionales Signal.
S sei die Empfindlichkeit des Sensors,
H die Feldstärke des Erdmagnetfelds,
die
Sensorspannung
(bei
positiver Magnetisierung)
oder
(bei
negativer Magnetisierung) (2.1).
Wird dieses Signal nun einem offsetbehafteten
Differenzverstärker zugeführt, so liefert dieser:
a sei der Verstärkungsfaktor, d die
Offsetspannung
oder(2.2)
Sorgt man nun dafür, daß je ein
Meßwert bei positiver und bei negativer Magnetisierung aufgenommen
und aus beiden die Differenz gebildet wird, so erhält man:
(2.3)
Obige Überlegungen sind natürlich
nur dann richtig, wenn der Verstärker trotz des Offsets im linearen
Bereich arbeitet und der Offsetdrift zwischen positiver und negativer Messungen
vernachlässigbar klein ist. Der Einsatz eines Differenzverstärkers
mit niedriger Offsetspannung ist also trotzdem erforderlich.
2.2 Der verwendete Microcontroler
Zur Verarbeitung der Daten wird ein AT90S4433
(
Atmel) verwendet. Die Wahl fiel auf
diesen Microcontroler, da er als schneller 8-Bit-RISC-Prozessor mit 32
Registern ausgeführt ist und in einem PLCC 32-Gehäuse bereits
den größten Teil der erforderlicher Prozessorperipherie enthält.
Dazu gehören unter anderem:
-
4 kB Flash-ROM, der das Programm trägt und der über eine ISP-Schnittstelle
in der Schaltung programmierbar ist,
-
128 Byte SRAM,
-
ein 8- und ein 16-Bit-Timer,
-
ein 10-Bit-AD-Wandler, der über einen Multiplexer auf 6 Eingänge
geschaltet werden kann,
-
eine serielle Schnittstelle mit variable Baudrate,
-
20 programmierbare IO-Leitungen.
Die einzigen zusätzlichen Komponenten,
die für den Betrieb dieses Microcontrolers erforderlich sind, sind
ein Quarz mit zwei Kondensatoren.
2.3 Schaltungsbeschreibung
Stromversorgung
Die Betriebsspannung von 11 bis 16 Volt
Gleichspannung liegt an den Pins 1 und 2 an. Diode D1 schützt die
Schaltung vor unbeabsichtigter Verpolung, sichert die Ladung auf C4 bei
kurzzeitigem Einbruch der Versorgungsspannung und dient bei Kurzschlüssen
im weiteren Teil der Schaltung als »Sicherung«. IC 6 stabilisiert
die Eingangsspannung auf 8 Volt, die für die Flip-Spule benötigt
wird. Da beim Ummagnetisieren des Sensors Stromspitzen bis über 2A
auftreten, dient C5 zur Glättung.
Diese Spannung von 8 Volt wird durch IC
7 auf 5 Volt herabgesetzt, und dient dem Logikteil als Versorgung. Die
5 Volt werden außerdem nach der Glättung über ein RC-Glied,
bestehend aus R7 und C7 dem Analogteil zur Verfügung gestellt.
Einer der Operationsverstärker in
IC 8 dient in Verbindung mit R8, R9, R32 und C17 dazu, um die für
die Differenzverstärker benötigte halbe Betriebsspannung zu erzeugen.
Erzeugung der Ummagnetisierungspulse
Das Umschalten der Magnetisierung wird
durch den Microcontroler ausgelöst. Dazu werden über den Port
B, Pins 0 & 1 zwei Inverter bestehend aus T2, T3, R5, R6, R3 und R4
gesteuert. Diese dienen als Pegelumsetzer von 5 auf 8 Volt. Jeder der beiden
Inverter steuert drei CMOS-Schmitt-Trigger-Inverter an, die zur Erhöhung
des Ausgangsstromes auch ausgangsseitig parallelgeschaltet sind. Die Gatter
treiben eine aus MOS-Transistoren bestehende Endstufe, die dank ihres niedrigen
Innenwiderstandes von max. 0.1 W auch bei 8
Volt in der Lage ist, den zum Ummagnetisieren erforderlichen Strom von
ca. 2 A durch die Flip-Spule mit ihrem Innenwiderstand von bis zu 5W
zu treiben.
Bei dieser Art der Beschaltung ist durch
die Firmware sicherzustellen, daß nie beide Transistoren gleichzeitig
leitend sind, da dies sonst zu einem Einbruch der Versorgungsspannung und
somit zum Neustart des Microcontrolers führen würde.
Das Einschalten der Anordnung ist auch
bei unprogrammiertem Microcontroler unbedenklich, da die Ports des Prozessors
dann hochohmig sind, T2 und T3 somit sperren, alle Gatterausgänge
auf LOW liegen und daher nur der P-Kanal-Fet leitend ist.
Die Spannungsänderung, die beim Umschalten
von T1 auftritt, wird durch den Tantalkondensator C1 in einen kurzen Stromimpuls
durch die Flip-Spulen von IC1 und IC2 umgesetzt.
Laut Spezifikation der Sensoren muß
der Strom durch die Flipspule für mindestens eine Mikrosekunde mindestens
800mA betragen. Dabei darf ein Wert von 1500mA nicht überschritten
werden, um Schäden am IC zu vermeiden. Zur Strombegrenzung dienen
die Widerstände R13, R14 und R15, sowie R16, R17 und R18, von denen
je nach Widerstand der Flipspule, der zwischen 1 und 5 Ohm liegen kann,
jeweils zwei oder drei bestückt sind.
Außerdem ist die Verlustleistung
der Flip-Spule zu berücksichtigen, die maximal 50mW betragen darf.
Unter der Worst-Case-Annahme, daß die Spulenversorgung 9V, der Flip-Spulenwiderstand
5W und daher der Vorwiderstand 3,3W
beträgt, ergibt sich die Energie, die aus einer Kondensatorumladung
in der Flip-Spule verbleibt zu
(2.4)
(2.5)
Die maximale Meßrate
beträgt in diesem Fall 88.6 1/s, da zu einer Messung zwei Umladungen
gehören. Dieser Wert wird im normalen Betrieb deutlich unterschritten.
Verstärkung des Sensorausgangssignals
Die Sensoren IC 1 und IC 2 liefern ein
zum Magnetfeld proportionales Ausgangssignal von ca. 16 mV/V / kA/m. Das
heißt, bei einer Betriebsspannung des Sensors von 5 Volt und einer
Feldstärke des Erdmagnetfelds von 50A/m ist mit einem Ausgangsspannungshub
von ±4mV bei unbelasteter Brücke zu rechnen. Diese Spannung
soll nun auf einen Wert von ±1.25V verstärkt werden. Dazu ist
ein Verstärkungsfaktor von 312 erforderlich.
IC 3 enthält zwei Präzisionsoperationsverstärker,
die eine Offsetspannung von maximal 150µV, eine Verstärkung
von mindestens
und ein niedriges Rauschen aufweisen.
Die Verstärkung dieser Differenzverstärkerstufen
beträgt, durch R1, R2, R21 und R25 bzw. R22, R23, R24 und R26 eingestellt
47. Diese niedrige Verstärkung der ersten Stufe stellt einen Kompromiß
dar. Dieser ist bedingt durch den Eingangswiderstand, der 100kW
nicht unterschreiten sollte, da sonst die Belastung der Brücke (ca.
2kW Innenwiderstand) nicht mehr vernachlässigbar
ist und den Gegenkopplungswiderstand, der nicht größer als 4,7MW
ausfallen sollte, da sonst der Eingangswiderstand des Operationsverstärkers
(ca. 300 MW) ebenfalls nicht mehr vernachlässigbar
ist.
Das nun auf ca. 180mV verstärkte Differenzsignal
wird erneut je einem Verstärker zugeführt, der augrund seiner
Beschaltung eine regelbare Verstärkung zwischen 8.5 und 14.7 aufweist.
Dieser Verstärker vom Typ TLC274 (
Texas
Instruments) besitzt zwar eine höhere Offsetspannung als IC3,
diese spielt aber bei dem bereits verstärkten Signal kaum eine Rolle.
Der nun resultierende höhere Verstärkungsfaktor
zwischen 400 und 690 hat sich in als sinnvoll erwiesen, da im normalen
Anwendungsfall aufgrund der Inklination des Erdmagnetfelds die Magnetfeldlinien
gegen die Hauptrichtung der Empfindlichkeit der Sensoren geneigt sind.
Die Kopplung zweier Verstärkerstufen
wie im vorliegenden Fall besitzt einige Vorteile. Erstens reichen pro Zweig
zwei Operationsverstärker aus, im Gegensatz zu einer Lösung mit
einem Instrumentenverstärker, der drei OPs benötigt oder enthält
[Elr95]. Zweitens muß hier nur der erste OP eine niedrige Offsetspannung
aufweisen, was sich in den Schaltungskosten positiv auswirkt. Drittens
ist eine Regelung der Verstärkung bei dieser Beschaltung einfacher,
als dies bei einer einzelnen Differenzstufe der Fall wäre. Viertens
kann der empfindliche Verstärker an die geglättete analoge Versorgungsspannung
von 5 Volt angeschlossen werden und trotzdem erreicht der Ausgang des zweiten
OPs einen Hub von mehr als 5 Volt, da er mit +8 Volt versorgt wird.
Die nun verstärkten Signale können
über Pin 7 und Pin 8 zu Meßzwecken abgegriffen werden. Pin 9
dient dann als Masse.
Nach einer Glättung der Sensorsignale
durch R19 und C15 bzw. R20 und C16, die einen Teil des Rauschens, die Störungen,
die durch den Ummagnetisierungspuls entstehen und externe höherfrequente
Einstreuungen dämpfen, werden die Spannungen den Multiplexereingängen
des AD-Wandlers zugeführt.
Prozessorperipherie
Die rot/grüne Duoleuchtdiode D2 wird
als Statusanzeige verwendet. Q1 sorgt in Verbindung mit C2 und C3, sowie
dem prozessorinternen Oszillator für die Taktrate von 3.6864 Mhz,
die auch zur Erzeugung des Datentakts für die RS232-Schnittstelle
dient.
Letztere wird realisiert durch IC10. Der
IC vom Typ ICL 232 setzt die vom Prozessor erhaltenen 5 Volt Logikpegel
in Spannungen von ±10V um, die der IC mit Hilfe der Kondensatoren
C10 bis C13 aus der Betriebsspannung von +5V selbst erzeugt. Außerdem
werden ankommende RS232-Pegel in 5V Logikpegel umgesetzt. Der IC besitzt
in jeder Richtung zwei Umsetzer, so daß die Signale RX, TX, DTR und
DSR realisiert werden konnten.
Kompensationsmaßnahmen
Damit Schwankungen in der Versorgungsspannung
nicht zu Verfälschungen des Meßergebnisses führen, ist
der Referenzeingang des AD-Wandlers auch an die Spannungsversorgung des
Analogteils gekoppelt. Eine niedrigere Versorgungsspannung führt zu
einer Senkung der Sensor-Brückenspannung. Diese wird linear verstärkt
und dem Wandler zugeführt. Da aber die Referenzspannung des Wandlers
in dem gleichen Maße sinkt, wie die Brückenspannung, wird dieser
Fehler eliminiert.
Der Temperaturdrift des Sensors von -0.4%/K
spielt ebenfalls keine Rolle, da für die Bestimmung der Richtung nur
das Verhältnis der Meßgrößen relevant ist. Dieses
bleibt immer konstant, weil sich aufgrund der geringen Entfernung der Sensoren
beide gleichmäßig erwärmen. Lediglich die aus den Meßwerten
berechnete Qualitätsangabe wird bei Änderung der Temperatur sinken.
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