Kleine Ätzanleitung
Eine Anleitung für alle, die noch nie Leiterplatten selbstgemacht
haben.
1) Einleitung
Um Platinen selbst ätzen zu können, benötigt man ein Mindestmaß
an Chemikalien, Werkzeug und einigen Hilfsmitteln. Ob sich der Aufwand
lohnt (vor allem für doppelseitige Platinen) oder ob man seine Platine
gleich fertigen läßt, muss man von Fall zu Fall entscheiden.
Es sei an dieser Stelle auch noch ausdrücklich darauf hingewiesen,
dass beim Umgang mit den Chemikalien äußerste Vorsicht geboten
ist. Warnhinweise auf der Packung beachten! Augen und Hände
sind ausreichend zu schützen und auch die Kleidung nimmt Chemikalienspritzer
übel. Wenn die Lösungen verbraucht sind gehören sie nicht
in die Kanalisation oder den Hausmüll, sondern zur Giftmüllsammelstelle.
Der Entwickler und das Natriumpersulfat sind giftig, die verbrauchte
Lösung enthält Kupfersulfat und ist somit auch alles andere als
genießbar!
2) Benötigte Utensilien
Folgende Teile werden benötigt:
-
eine bereits mit Fotolack beschichtete kupferkaschierte Platine
-
einen Tintenstrahldrucker (Laserdrucker eignen sich erfahrungsgemäß
schlechter, da der Toner meistens nicht vollständig deckend aufgebracht
wird.)
-
eine passende Transparentfolie
-
eine kleine Glasscheibe, um die Folie später auf die Platine drücken
zu können
-
eine Lampe zum Belichten (Hier kann man professionelles Gerät erwerben,
aber wenn man's nicht eilig hat, geht eine Schreibtischlampe auch.)
-
Natriumpersulfat zum Ätzen
-
Entwickler für fotopositiven Fotolack
-
etwas Spiritus
-
eine Schale zum Entwickeln
-
für kleinere Platinen: ein Marmeladenglas
-
Lötlack in einer Sprühdose
-
eine Minibohrmaschine mit einem Sortiment Bohrer (0,6...2mm)
-
ein paar Bögen Schleifpapier unterschiedlicher Körnung
-
eine Bügelsäge
-
einen Polyblock (ist so eine Art Rostradierer)
-
für den Bau von doppelseitigen Platinen (würg!): ein L-förmiges
Stück Platine (wird später noch erklärt)
3) Vorbereitende Arbeiten
Falls noch nicht geschehen, Ätzlösung (Natriumpersulfat) und
Entwickler nach Gebrauchsanweisung ansetzen. Beide Lösungen können
mehrfach verwendet werden. Dabei ist der Entwickler luftdicht zu verschließen,
da er langsam mit der Luft reagiert und damit unbrauchbar wird.
Das Natriumpersulfat sollte nicht vollständig luftdicht
abgeschlossen werden, da es bei älterer Lösung zu leichter Gasentwicklung
kommt.
4) Belichten
Zunächst druckt man das Layout auf die Transparentfolie. Dabei gilt:
solange die Tinte nicht verläuft, so dunkel wie möglich drucken.
Nach dem Ausdrucken lässt man die Folie noch ein paar Minuten trocknen.
Inzwischen kann man das Platinenstück aussägen. Die Abdeckfolie
für den Fotolack muss noch auf der Platine verbleiben und sollte möglichst
wenig an den ausgesägten Rändern einreißen. Die Platine
wird nun mit den Rändern über das Schleifpapier gezogen, um die
genauen Abmessungen zu erreichen, und die Kanten zu entgraten, damit die
Layoutfolie nachher flach aufliegen kann.
Das ausgedruckte Layout ausschneiden (man muss ja keine ganze Folie
für eine kleines Layout verschwenden), die Schutzfolie von der Platine
abziehen, das Layout passend positionieren - bei meinen Platinen liegt
die Folie richtig auf der Kupferseite, wenn man den Text lesen kann - die
Glasscheibe darauf legen und wenn alles passt, mit der Lampe aus geringem
Abstand draufleuchten (Hitzeentwicklung beachten!). Das funktioniert bereits
mit einer 60W Tischlampe aus ca. 25cm Entfernung.
Diesen Aufbau für etwa 25 Minuten (bei 60W, die Zeiten können
erheblich abweichen, hier muss wohl etwas experimentiert werden) völlig
in Ruhe lassen. Bei höheren Leistungen oder höherem UV-Anteil
im Licht verringern sich die Belichtungszeiten erheblich.
Nun wird die Platine mit der Kupferseite nach oben in einer Schale mit
Entwickler gelegt und die Schale leicht geschwenkt, bis sich langsam der
Fotolack an den belichteten Stellen löst, sodass das Layout sichtbar
wird. Löst er sich auch nach längerer Zeit nicht, war die Belichtungszeit
zu kurz oder der Entwickler zu stark angesetzt. Löst sich der Lack
vollständig ab, war die Belichtungszeit zu lang, der Entwickler zu
stark angesetzt oder die Layoutfolie nicht deckend genug bedruckt.
Hat sich der Fotolack an den belichteten Stellen ganz abgelöst
(durch vorsichtiges Kratzen mit dem Fingernagel kann man feststellen, ob
noch eine dünne Schicht Lack vorhanden ist, die man nicht sieht) spült
man die Platine und verschließt den Entwickler wieder luftdicht.
5) Ätzen
Die entwickelte Platine kann nun geätzt werden. Das kann man in einer
Ätzanlage machen oder - wenn man etwas Geduld hat - auch in einer
Schale oder einem Marmeladenglas (Achtung: Gasentwicklung, nicht dicht
verschließen!).
Dabei wird die Platine vollständig mit Ätzlösung bedeckt.
Es ist vorteilhaft, wenn die Platine halbwegs vertikal steht, da der Ätzvorgand
dann schneller geht. Gelegentlich entfernt man die entstehenden Blasen
durch leichtes Schwenken. Nun wird so lange geätzt, bis sich alle
Leiterbahnen sauber herausgebildet haben.
Die Platine wird nun wieder gespült und getrocknet. Jetzt kann
man mit etwas Spiritus den Fotolack entfernen.
6) Fertigstellen
Zuletzt wird die Platine gebohrt und abschließende Feil-, Schleif-
und Entgratungsarbeiten an den Konturen ausgeführt. Mit dem Polyblock
über die Platine fahren, um die Bohrlöcher zu entgraten. Anschließend
die Löcher sauberklopfen und restlichen Staub von der Platine wischen.
Nun muss die Kupferseite nur noch deckend mit Lötlack eingesprüht
werden (sonst wird die Bestückung zum Abenteuer). Ist dieser getrocknet
(das kann einige Stunden dauern) kann man die Platine bestücken.
7) Doppelseitige Platinen
Der Bau doppelseitiger Platinen ist für den Hobbygebrauch nur in seltenen
Fällen (Geiz) gerechtfertigt. Die folgende Methode eignet sich auch
nur für Platinen, die nur wenige Durchkontaktierungen enthalten und
deren Durchkontaktierungen nicht unter Bauteilen liegen.
Das größte Problem beim Eigenbau zweilagiger Platinen besteht
darin, dass Layout auf beiden Seiten deckungsgleich zu belichten. Hierzu
gibt es einen einfachen Trick: Man sägt eine etwas größere
Platine der gleichen Stärke, wie die zu belichtende der Länge
nach durch und klebt sie zu einem L zusammen (siehe Abb. 1). Nun klebt
man eine der ausgeschnittenen Layoutfolien mit Klebeband am Rand des L's
fest. Anschließend dreht man die Anordnung um und befestigt die andere
Folie auf der Rückseite. Bei meinen Layouts befinden sich an den Ecken
kleine Kreuze, welche die Positionierung erleichtern. Ebenfalls habe ich
mir angewöhnt, im Layout noch etwas Text vorzusehen, der dann seitenrichtig
ist, wenn die Folie korrekt auf der Platine aufliegt.
Abb. 1: Belichten einer doppelseitigen Platine
Sind die Folien festgeklebt, kann man die Schutzfolie von der zurechtgesägten
und entgrateten Platine entfernen, sie einlegen - das L dient als Anschlag
- und dann nacheinander beide Seiten belichten.
Nun kann man die Platine entwickeln, wobei darauf zu achten ist, dass
der Fotolack der Seite welche am Schalenboden anliegt, nicht verkratzt.
Nach dem Ätzen wie gewohnt bohren (nun stellt sich heraus, ob
wir getroffen haben), entgraten und mit Lötlack einsprühen.
Zum Durchkontaktieren verwende ich einfache Drahtstücke, die den
gleichen Durchmesser haben wie das gebohrte Durchkontaktierungsloch, damit
sie beim Festlöten nicht verrutschen. Es soll auch Messing- bzw. Kupferhohlnieten
für die Durchkontaktierung geben. Farnell
bietet auch ein einfaches System für Durchkontaktierungen an, ist
aber nicht ganz billig.
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letzte Änderung 2002-01-09 Archi